Kochschinken selbstgemacht

Kochschinken selbst gemacht
Kochschinken selbst gemacht

Über zwei Monate keinen neuen Beitrag, das klingt ja fast nach Arbeitsverweigerung! Ganz so schlimm ist es nicht, Tatsache ist aber, dass ich gerade vor Weihnachten haupt- und nebenberuflich (Ja, ich koche wieder professionell – zumindest aushilfsweise) ziemlich viel zu tun hatte. Besonders meine Aushilftätigkeit als Koch hat mich doch ziemlich in Anspruch genommen und so ist einiges liegen geblieben, was ich im neuen Jahr erst einmal aufholen und nacharbeiten musste. Das Gröbste ist jetzt geschafft und so kann ich mich so langsam auch wieder meinem kleinen Kochblog widmen.

Nicht, dass ich während der Zeit der Blog-Abstinenz nicht gekocht hätte. Im Gegenteil! Ich habe sogar ein neues Hobby für mich entdeckt, nämlich das Wursten! Ihr könnt euch also demnächst auf ein paar Rezepte einstellen, die sich rund ums Thema Wurst, Schinken und andere Fleischwaren selbst herstellen drehen. Mein erster Beitrag dazu soll sich um meinen ersten Versuch drehen, einen Kochschinken selbst zu machen.

Kochschinken selbst zu machen ist eigentlich gar nicht so kompliziert. Prinzipiell muss man dazu nämlich nur Fleisch in eine Lake aus Nitritpökelsalz und Gewürzen einlegen, ein paar Tage warten und dann das Fleisch für einige Zeit simmern, bis es gar ist.

Nun gut, etwas mehr Arbeit gehört dann schon dazu, aber im Prinzip ist die Herstellung von Kochschinken doch relativ einfach und man benötigt keine Gerätschaften und Zutaten, die man nicht sowieso im Haushalt hat, abgesehen vom Nitritpökelsalz, aber das bekommt man entweder beim freundlichen Metzger von Nebenan oder im Internet. Bei Nitritpökelsalz handelt es sich um Salz, dem eine geringe Menge Nitrit (0,4 – 0,9% der Gesamtmenge) zugesetzt wird. Das Salz entzieht dem Fleisch Wasser, wodurch die darin vorkommenden Mikroorganismen bei ihren Zellfunktionen und der Vermehrung behindert werden. Das Nitritpökelsalz wirkt dabei auch speziell gegen Botulinum-Bakterien, die Botulismus, eine Lebensmittelvergiftung, auslösen können. Das Nitrit verbindet sich außerdem mit dem Muskelfarbstoff zu Nitrosomyoglobin und sorgt damit für die typische rote Farbe bei Kochschinken und anderen gepökelten Fleischwaren. Hier spricht man von „Umröten“.

Als Fleischstück für meinen ersten Kochschinken habe ich mir schönes Stück Krustenbraten vom Metzger besorgt, etwa 1 Kilo schwer. Das Rezept für die Lake habe ich vor langer, langer Zeit mal im Internet gefunden, weiß abe leider die Quelle nicht mehr. Der Urheber möge es mir daher verzeihen, wenn ich keine Quellenangabe liefern kann (oder sich bei mir melden, dann hole ich das nach).

Fleisch für 10-12 Tage in der Lake pökeln
Fleisch für 10-12 Tage in der Lake pökeln

Die Zutaten für die Pökellake werden aufgekocht, dann lässt man sie abkühlen. Anschließend legt man das Fleisch in ein ausreichend großes, verschließbares Gefäß und gießt die abgekühlte Lake darüber, bis das Fleisch vollständig bedeckt ist. Dann wird das Gefäß verschlossen und kommt in den Kühlschrank.

Jetzt heißt es Geduld haben, denn das Fleisch muss nun 10 bis 12 Tage im Kühlschrank in der Lake leigen bleiben. Dabei sollte es so alle zwei Tage umgedreht werden, so dass es auch wirklich gleichmäßig von allen Seiten gepökelt wird. Dabei sollte man immer eine saubere Fleischgabel o.ä. benutzen und nicht mit den Fingern in der Lake rumrühren, da diese sonst evtl. kippt und unbrauchbar wird und man das schöne Fleisch wegschmeißen kann.

Nach 10 bis 12 Tagen Pökeln wird dann das Fleisch aus der Lake genommen, abgespühlt und abgetrocknet. Anschließend wird der Schinken in Form gebracht. Dies geschieht normalerweise in sogenannten Schinkenpressen bzw. Schinkenformen aus Metall, in die das Fleisch vor dem Kochen gepresst wird, so dass er seine Form behält. Die kann man gebraucht bei Ebay für etwa 40 Euro kaufen, mir war das aber für den ersten Versuch zu teuer und ich habe den Schinken in spe in einen Bratschlauch gefüllt, die Luft darin so gut es geht herausgedrückt und dann an beiden Seiten zugebunden. Anschließend habe ich dem Schinken mit einem starken Baumwollfaden noch ein paar Wicklungen verpasst, damit er schön straff gebunden ist. Anstelle des Bratschlauchs kann man auch ein sauberes Leinen- oder Küchentuch verwenden.

Kochschinken bei 80°C garziehen lassen
Kochschinken bei 80°C garziehen lassen

Jetzt lässt man in einem großen Topf Wasser aufkochen und gibt das Schinkenbündel in das kochende Wasser. Man lässt dann das Wasser noch einige Minuten kochen und reduziert dann die Energiezufuhr, bis das Wasser nur noch 80°C heiss ist. Darin lässt man den Schinken dann ziehen, bis er eine Kerntemperatur von 65°-70° erreicht. Das dauerte bei meinem Schinken etwa 1,5 bis 2 Stunden.

Wenn der Schinken gar ist, nimmt man ihn heraus und lässt ihn in seiner Form/Bratschlauch/Küchentuch in einer Schüssel mit kaltem Wasser etwa 3 Stunden abkühlen. Anschließend kommt er, immer noch unausgepackt, noch über Nacht in den Kühlschrank (Ja, ich weiß! Aber – Geduld!) Am nächsten Tag endlich kann dann der selbst gemachte Kochschinken angeschnitten werden!

Der fertige Kochschinken - in Scheiben aufgeschnitten und verzehrbereit
Der fertige Kochschinken – in Scheiben aufgeschnitten und verzehrbereit

Wenn man, wie ich, den Schinken in einem Bratschlauch gart kann der beim Kochen entstehende Fleischsaft natürlich nicht ins Kochwasser sondern bleibt in der Plastikhülle. Beim Abkühlen geliert der Saft dann zu einer sülzenartigen Substanz, die sich außen um den gekochten Schinken herum anlagert. Diese Sülze kann man entfernen oder mitessen, je nach Geschmack. Ich hab sie entfernt.

Für meinen ersten Versuch, einen Kochschinken selber zu machen, bin ich wirklich sehr zufrieden. Der Kochschinken ist sehr saftig und zart und hat die typische rosa bis hellrote Farbe, wie man sie nun mal vom Kochschinken kennt. Auch geschmacklich ist der Schinken sehr gut, aber ich werde wohl noch etwas an der Rezeptur feilen. Das nächste Mal werde ich wohl etwas weniger Salz nehmen und die Nelken und evtl. auch den Rotwein weglassen. Sattdessen werde ich evtl. ein paar zerdrückte Wacholderbeeren zugeben. Außerdem überlge ich mir, eine Schinkenform zuzulegen…

Kochschinken selbstgemacht

Wertung: 41

Kochzeit: 2 hours

Kochschinken selbstgemacht

Zutaten

1 1/2 kg Schweinefleisch, (Schulter)

1 l Wasser

100 g Nitritpökelsalz

2 TL Zucker

2 EL Wein, rot

1 Knoblauchzehe

2 Nelken, ganz

2 Lorbeerblätter

Zubereitung

Alle Zutaten für die Lake zusammen aufkochen und abkühlen lassen.

Das Fleisch in die Lake legen, so dass es komplett bedeckt ist. 10 bis 12 Tage abgedeckt im Kühlschrank pökeln lassen, dabei regelmäßig wenden.

Gepökelten Schinken aus der Lake nehmen und abwaschen. In eine Schinkenform pressen, oder in einen Bratschlauch oder ein sauberes Küchentuch geben und mit Bindfaden fest umwickeln.

Schinken in kochendes Wasser geben und einige Minuten kochen lassen. Dann Temperatur auf ca. 80°C reduzieren und den Schinken im Wasser garziehen lassen, bis er eine Kerntemperatur von 65°-70° erreicht hat.

Schinken herausnehmen und in der Form in kaltem Wasser 3 Stunden abkühlen lassen, anshcließend in der Form über Nacht in den Kühlschrank geben.

Am nächsten Tag den Kochschinken aus der Form nehmen und dünn aufschneiden.

https://www.kochproben.info/wursten/kochschinken-selbstgemacht/

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